Das "Projekt Sal"

 

... ist die Geschichte darüber, wie man mit viel Mut eine 5000 Kilometer entfernte, noch zu bauende Wohnung in einem Land, dessen Sprache man nicht spricht und dessen Gesetze man nicht kennt, über das Internet erwirbt, ohne die Umgebung zu kennen, in der die Wohnung entsteht, und ohne etwas über den Bauträger und seine handelnden Personen zu wissen.

 

Diese Geschichte beginnt im März 2001 ...


März 2001

Wie so oft gegen Ende eines Winters, brütete ich auch im März 2001 darüber, wo meine Frau und ich in jenem Jahr unseren Urlaub verbringen könnten. Dies gestaltete sich von Jahr zu Jahr schwieriger, da unsere Ansprüche an ein Urlaubsziel mitunter verschieden waren und gewiß auch anspruchsvoller wurden.

In diesem Jahr sollte unser Urlaubsziel nun folgenden Kriterien genügen:

Ich habe einige Zeit gebraucht, um ein Ziel zu finden, das allen diesen Kriterien weitgehend entsprach: die Kapverden - eine Inselgruppe im Atlantik etwa 500 Kilometer vor der westafrikanischen Küste.

Internet sei Dank!

Mit den kapverdischen Inseln als Urlaubsziel hatte ich mich vor ungefähr 20 Jahren schon einmal beschäftigt, damals kamen sie aber aus politischen Gründen und wegen ihrer fast völligen touristischen Unerschlossenheit nicht in Betracht. Soweit ich mich erinnere, gab es damals nur ein Hotel mit sozialistischem Standard, das der sowjetischen Fluggesellschaft Aeroflot gehörte.

Ich wußte also, wo genau die Kapverden liegen, aber über die politischen und wirtschaftlichen Änderungen in den letzten 20 Jahren wußte ich nur wenig. Also informierte ich mich über dieses Land bzw. seine Inseln genauer. Je mehr Informationen ich zusammentrug, desto reizvoller wurde der Gedanke, dort Urlaub zu machen, auch wenn er nicht ganz billig werden würde.

Schließlich buchten wir im März 2001 eine 14-tägige Pauschal-Reise bei Neckermann und ich besorgte mir auch gleich einen Reiseführer der Kapverden.

Nachdem ich den Reiseführer gelesen hatte, war ich überzeugt, dass dieses Urlaubsziel unseren Kriterien tatsächlich genügen wird.

Von da an freuten wir uns auf unseren Urlaub im Juni 2001 in einem - nicht nur uns - noch wenig bekannten Land.

Juni 2001

Im Juni 2001 flogen wir dann von München über Lissabon auf die Insel Sal in ein kleineres, sehr gutes, wunderschönes Hotel (Odjo d'Agua unbedingt empfehlenswert) ideal gelegen direkt am 10-Kilometer-Strand in Santa Maria.

Da wir nachts ankamen und es stockdunkel war, konnten wir auf der Fahrt vom Flughafen zum Hotel nichts von der Landschaft erkennen. Das war auch gut so, denn möglicherweise wäre unser erster Eindruck enttäuschend gewesen, weil die Insel Sal auf den ersten Blick wie eine Stein- und Sandwüste aussieht.

Den ersten Eindruck erhielten wir dann am nächsten Morgen nach unserer Ankunft durch einen Blick von der Terrasse unseres Hotelzimmers auf einen endlosen goldgelben Strand mit wenigen Menschen, auf türkisblaues Meer mit ein paar Fischerbooten und Surfern - und dieser erste Eindruck ist bis heute haften geblieben.

An diesem menschenleeren Strand in reiner Luft wandern, im warmen und sauberen Wasser schwimmen, Muscheln sammeln, sitzen und lesen oder aufs Meer schauen und die wenigen Surfer beobachten, dabei nur die Wellen und die Brandung hören, und das alles bei angenehmen Temperaturen trotz intensiver Sonne - für uns waren das 2 Wochen Erholung pur.

Da wir sicher waren, in absehbarer Zeit einen weiteren Urlaub auf den Kapverden zu verbringen, verzichteten wir auf Exkursionen zu anderen Inseln (zum Beispiel Fogo, Santo Antao, Sao Vicente, Boavista) und widmeten uns ganz unserer Erholung. An einer Rundfahrt auf unserer Insel Sal nahmen wir aber teil, um wenigstens diese Insel genauer kennen zu lernen.

Diese Inselrundfahrt führte uns von Santa Maria zur Inselhauptstadt Espargos, zum Hafen in Palmeira, zum "blauen Auge" und Naturschwimmbecken in Buracona und zu den Salinen nach Pedre Lume.

Im Verlauf dieser Inselrundfahrt fuhren wir zweimal an einer sehr schönen Wohnanlage vorbei, die direkt am Meer liegt und von der wir erst später erfuhren, dass sie Murdeira heißt und dass man dort Immobilien erwerben kann und die - man kann es leicht erahnen - Mittelpunkt der weiteren Geschichte unseres Projektes Sal werden wird.

Wir lernten die Insel Sal näher kennen und kamen in Kontakt nicht nur mit Einheimischen, sondern auch mit anderen Europäern, die sich auf Dauer hier niedergelassen hatten.

Wir lernten die stressfreie und stets fröhliche Lebensweise der Menschen schätzen. Wir genossen das angenehme Klima - wegen des ständigen Windes ist es nie zu heiß - und das warme und kristallklare Wasser und die endlosen, weißen und sauberen Strände.

Nach etwa einer Woche war meine Frau mit mir der gleichen Meinung, dass die Insel Sal unseren Vorstellungen von Urlaub, Erholung und Lebensweise in idealer Weise entspricht und wir uns auch längere Aufenthalte dort insbesonders während der dunklen und kalten deutschen Wintermonate sehr gut vorstellen können.

Während früherer Reisen nach Irland, in die Toskana, an die spanische Atlantikküste, nach Madeira und Porto Santo oder in den Indischen Ozean hatten wir schon mal ähnliche Gedanken, aber nirgends passten unsere Vorstellungen so genau mit den Gegebenheiten überein wie auf den Kapverden.

Folglich machte ich mich eines Tages auf die Suche nach einem Immobilien-Makler, um mal zu erkunden, ob man überhaupt Ferienwohnungen auf Sal kaufen kann und wie teuer die denn wohl wären.

Santa Maria ist nicht groß und ich fand schnell einen - allerdings italienischen - Makler. Da ich weder Italienisch noch Portugiesisch kann, "verständigten" wir uns in einer Sprache, die er als Englisch bezeichnete.

Er bot mir, nachdem er verstanden hatte, was ich wollte, eine kleine fast fertige 2-Zimmer-Erdgeschoss-Wohnung in Santa Maria nicht weit vom Strand an. Die war mir aber zu klein und zu teuer und ihre Lage gefiel mir nicht besonders. Alternativ bot er Objekte in Santa Maria an, die aber erst geplant waren und für deren Errichtung und Fertigstellung weder Preis- noch Zeitangaben vorlagen.

Ich war enttäuscht und damit war das Thema Ferienwohnung während der restlichen 5 Urlaubstage erledigt.

Juli 2001

Nach dem Urlaub wieder zu Hause schwelte das Thema in meinem Kopf aber weiter. Ich "surfte im Internet zu den Kapverden" und erhielt viele neue Informationen über diese Inselgruppe im Atlantik.

Dabei stieß ich auch auf eine Beschreibung der Wohnanlage in Murdeira, die wir im Juni ein paar Mal im Vorbeifahren gesehen hatten.

Diese Beschreibung und die Beschreibungen der Häuser und Wohnungen mit ihrer traumhaften Lage ließen mich nicht mehr los und ich nahm bald Email-Kontakt mit dem Bevollmächtigten des Bauträgers auf, Herrn Lamberts, einem Österreicher, der mit einer Deutschen verheiratet ist, überwiegend in Sal lebt und arbeitet.

Damit war auch die sprachliche Verständigung bei den weiteren Verhandlungen gesichert.

Einem Lageplan entnahmen wir, welche Wohnungen und Häuser gebaut werden und welche davon noch zu kaufen sind.

Ein Haus war uns zu groß. Wir haben schon eins in Deutschland und wissen die Arbeit einzuschätzen, die damit verbunden ist. Und im Urlaub muss ich keine Gartenarbeit verrichten. Eine 2-Zimmer-Wohnung war uns zu klein, man hat ja auch mal Besuch oder muss sich mal zurückziehen können. Am besten gefiel uns eine schön aufgeteilte und geräumige 3-Zimmer-Penthouse-Wohnung mit großer Dachterrasse, die einen Blick über die gesamte Bucht von Murdeira erlaubt.

Noch schien ja alles unverbindlich, aber mit jedem Mausklick auf die Homepage der Wohnanlage oder auf andere Webseiten zum Thema Kapverden, mit der wir weitere Informationen einholten, wurden die Gedanken in unseren Köpfen konkreter.

Schließlich baten wir Herrn Lamberts um ein Angebot bzw. einen Kaufvertrag in deutscher Sprache, den wir auch zwei Wochen später in vierfacher Ausfertigung in Deutsch und Portugiesisch erhielten.

Damit war die Zeit der unverbindlichen Gedanken vorbei und eine Entscheidung war zu treffen, ob wir das Projekt "Wohnung Sal" tatsächlich verwirklichen sollten.

Nun wäre die weitere Abwicklung beim Kauf einer Immobilie in Deutschland ja vergleichsweise einfach und risikoarm gewesen. Nicht aber bei den in diesem Fall geltenden Randbedingungen:

Es schien also durchaus eine Reihe von Risiken zu geben, die gegen den Abschluss des Kaufvertrages und gegen ein Projekt "Wohnung Sal" sprachen.

Wir informierten uns über Gesetze und Gepflogenheiten, ließen uns Unklarheiten erläutern, erhielten Referenzen und wogen die Risiken ab und versuchten, allerdings vergeblich, den Preis noch etwas herunter zu handeln.

Letztlich wischten wir alle Bedenken weg, da ein großer Teil der gesamten Anlage ja schon erbaut und verkauft war und dabei offensichtlich alles korrekt abgelaufen war. Wir unterschrieben den Kaufvertrag und überwiesen die vereinbarte Anzahlung.

Viele Leute, denen wir davon erzählten, hielten uns für übergeschnappt, dumm oder leichtgläubig, bestenfalls für sehr mutig. Meine Mutter ist bis heute - wenige Wochen vor der Fertigstellung der Wohnung - immer noch nicht endgültig überzeugt, dass alles zu einem guten Ende kommt.

Wir aber waren überzeugt, das Richtige für uns getan zu haben und ich begann davon zu träumen, meinen Stuhl hinter dem Büro-Schreibtisch alsbald gegen einen Platz auf den Dünen oder gegen einen Liegestuhl auf unserer Dachterrasse auszutauschen. Und unsere Söhne, 29 und 24 Jahre alt, waren natürlich begeistert. Sie können seitdem die Fertigstellung der Wohnung kaum erwarten.

Mit der Unterschrift unter den Kaufvertrag im Juli 2001 begann unser Projekt "Wohnung Sal", das uns fast 2 Jahre lang beschäftigen sollte.

August 2001

Zuerst legten wir einen finanziellen Rahmen fest, in dem wir uns bewegen wollten. Dieses Budget entsprach einem Teil einer Kapitalversicherung, die im Jahre 2005 ausgezahlt werden wird. Damit konnte die Finanzierung mit der Bank einfach und innerhalb weniger Stunden geregelt werden.

Dann musste ein Antrag auf Erteilung einer permanenten Aufenthaltsgenehmigung für die Kapverden gestellt werden. Diese würde man in jedem Fall erhalten, wenn man gesund, unbescholten und finanziell abgesichert sei und einen Wohnungs-Besitz auf den Kapverden nachweisen könne - so teilte man mir mit. Andererseits soll man eine Wohnung oder ein Haus aber erst erwerben können, wenn man die Aufenthaltsgenehmigung besitzt.

Wir waren gespannt, wie dieser Widerspruch aufgelöst werden wird.

Also mussten alle nötigen Unterlagen herbei: Vermögens- und Gehaltsangaben, ärztliche Gesundheitszeugnisse, polizeiliche Führungszeugnisse, Heiratsurkunden usw. Dies dauerte schon mal 4 Wochen.

Dann stellten wir bei der kapverdischen Botschaft in Berlin den Antrag auf permanente Aufenthaltserlaubnis und zahlten die fälligen Gebühren von 2000 DM im Voraus. Danach sollte die Aufenthaltserlaubnis in ca. 3 bis 4 Monaten vorliegen.

September 2001

Der erste Spatenstich zum Bau unserer Wohnung erfolgte zum 1. September 2001. Damit war nach Vertrag auch die erste Rate zur Zahlung fällig. Wir atmeten auf, dass endlich etwas in Bewegung geraten war.

Davon ausgehend, dass wir in 3 - 4 Monaten die Aufenthaltsgenehmigung besitzen würden, wollten wir im November 2001 wieder nach Sal fliegen und dabei die Visagebühren sparen. Natürlich wollten wir uns auch über den Baufortschritt bis dahin informieren.

Ferner mussten Einzelheiten zur Bauausführung, zur Möblierung und zur weiteren Abwicklung geklärt werden. Zudem waren wir überaus neugierig auf die gesamte Wohnanlage, von der wir bisher ja nur Bilder aus dem Internet kannten.

Wir buchten also einen Flug nach Sal und mieteten über unseren Herrn Lamberts ein Haus in der Wohnanlage für 14 Tage im November 2001.

Die Landessprache auf den Kapverden ist Portugiesisch. Wenn man sich dort längere Zeit aufhalten will, sollte man diese Sprache auch verstehen. Wir besuchten deshalb ab September 2001 einen VHS-Kurs für Anfänger in Ingolstadt, um den Einstieg in Portugiesisch zu erlernen und besorgten uns Sprachbücher.

Nach drei Unterrichtsstunden gaben wir jedoch entnervt auf, da die brasilianische Dozentin zwar nett war, aber von Didaktik und Methodik offenbar keine Ahnung hatte. "Bom dia" und "boa noite" sind noch haften geblieben.

Wir werden später Privat-Unterricht in Sal nehmen, wenn wir mal für längere Zeit dort bleiben.

November 2001

Im November hatten wir noch keine Daueraufenthaltsgenehmigung. Statt dessen gab es eine Rückfrage der Botschaft zu unseren Unterlagen. Also brauchten wir doch Visa für unsere bevorstehende Reise nach Sal. Die erhielten wir allerdings sehr unbürokratisch per Fax innerhalb eines Tages.

Diesmal flogen wir von Frankfurt direkt nach Sal.

Diese Anekdote muss ich hier einfach einfügen:

Sechs Wochen nach dem 11. September war auf den Flughäfen Hochsicherheit angesagt. So wurde vor dem Condor-Check-In Schalter das gesamte Gepäck durchleuchtet - aber nur bis Mittag Punkt 12 Uhr. Dann verschlossen die beiden Personen das Gerät und verschwanden wohl in die Mittagspause. Der Rest der Schlange passierte nun undurchleuchtet.

Herr Lamberts holte uns am Flughafen in Sal abends ab und fuhr uns zum angemieteten Haus. Wir waren voller Spannung, wie es denn nun in der Wohnanalage in Murdeira tatsächlich aussieht. Viel sehen konnten wir an diesem Abend allerdings nicht mehr.

Am nächsten Tag aber konnten wir alles ansehen und wir waren sehr beeindruckt von dieser wunderschön ausgestatteten Wohnanlage und ihrer traumhaften Lage direkt am Meer in der Bucht von Murdeira.

Jetzt hatte sich unsere Überzeugung, mit dem Unterschreiben des Kaufvertrages alles richtig gemacht zu haben, endlich voll bestätigt. Wir waren einfach "happy".

Am Pool liegen konnten wir allerdings nicht, da der Poolbereich gerade umgebaut wurde und ein Restaurant auf den Klippen in Poolnähe errichtet wurde. Heute sieht der Pool so aus, wie auf diesem Bild und das Restaurant ist längst fertig.

Wir vermissten den Pool aber nicht, da es in unmittelbarer Nähe viele kleine idyllische Badebuchten und Strände gibt, wo meine Frau und ich ganz alleine waren.

Unsere Wohnung war leider noch nicht sehr weit gediehen - es war nur die Bodenplatte der unteren Wohneinheit zu sehen.

Trotz meines fast täglichen "Inspektions-Ganges" zur Baustelle konnte ich in den 14 Tagen unseres Aufenthaltes keine größeren Fortschritte erkennen. Man braucht als "Bauherr" dort halt Geduld.

Außerdem war im Kaufvertrag die Fertigstellung ja auch erst für Dezember 2002 - also nach einem weiteren Jahr Bauzeit - "versprochen".

Größere Baumaschinen sahen wir nicht - keine Betonfahrzeuge, keine Kräne. Wie früher bei uns wurden Beton und Mörtel mit einer kleinen Betonmaschine oder mit der Hand angerührt und die Steine wurden dorthin getragen, wo sie benötigt wurden. Auf diese Weise finden natürlich viel mehr Menschen über einen längeren Zeitraum eine bezahlte Beschäftigung, was für die einheimische Bevölkerung auf Sal sehr wichtig ist.

Herr Lamberts meinte zwar, vielleicht sei die Wohnung schon im Sommer 2002 fertig, aber so recht glauben konnten wir das nicht. Und wir behielten mit unserer Skepsis Recht.

Unseren November-Urlaub in Sal nutzten wir nicht nur zur Erholung, sondern auch zur Klärung der weiteren Baumaßnahmen und der Möblierung.

Wir hatten natürlich ein paar Sonderwünsche hinsichtlich der Bauausführung und Möblierung nach der Devise, nun kommt es auf tausend Euro mehr oder weniger auch nicht mehr an.

Wir wählten die uns passenden Boden- und Wandfliesen aus und die Einbau-Küche, wir wollten ein zusätzliches seitliches Fenster haben und statt des hinteren Balkons einen kleinen Abstellraum, einen Ventilator für das obere Schlafzimmer, eine geflieste Dachterrasse, Gardinen, Fernseher, Tresor usw. Wir vereinbarten diese Wünsche mit Herrn Lamberts.

Möbelhäuser, so wie wir sie in Deutschland kennen, gibt es auf Sal nicht. Also suchten wir in verschiedenen Katalogen skandinavischer Hersteller die Möbel und deren Bezüge für Wohnraum, Esszimmer und die beiden Schlafzimmer aus. Die bestellten Möbel werden aus Skandinavien importiert werden. Kostet natürlich auch alles zusätzlich.

Aber wir wollten eine Einrichtung haben, die uns gefällt und mit der wir uns wohl fühlen können. Dafür verzichten wir auf eine künftige freie Vermietung unserer Wohnung über Agenturen oder Reisebüros an anonyme Mieter, um einem schnellen Verschleiß vorzubeugen.

Zweckmäßig wäre auch ein geländegängiges Auto, wenn man mal längere Zeit auf Sal bleibt, um einzukaufen, zum Essen zu fahren, Ausflüge zu unternehmen oder um eine Surf-Ausrüstung (die wir allerdings noch nicht haben) an den Strand in Santa Maria oder Ponta Preta zu transportieren.

Zwar gab unser anfängliches Budget wegen der Sonderwünsche eigentlich kein ganzes neues Auto mehr her, dennoch erkundigte ich mich bei Herrn Lamberts und anderen Bewohnern der Wohnanlage, wie man in Sal an ein Auto kommen kann.

Da die Autopreise auf den Kapverden wegen der Steuern horrend hoch sind, wurde uns empfohlen, ein Auto in Lissabon zu kaufen (ist ja auch billiger als in Deutschland) und per Deck-Transport für 500 Euro nach Sal zu verschiffen. Mit einer permanenten Aufenthaltserlaubnis könne man dieses Auto steuerfrei importieren.

Wir nahmen Kontaktadressen von Automobilhäusern in Lissabon mit nach Hause, um nach unserer Rückkehr aus dem Urlaub von Deutschland aus den Autokauf zu tätigen, sobald unsere Aufenthaltsgenehmigungen vorliegen und das Budget es erlaubt. Uns schwebte ein kleiner Suzuki Jimny vor, wie wir ihn bei künftigen Nachbarn in Murdeira gesehen hatten.

Dezember 2001 und Januar 2002

Wir waren zurück im kalten, winterlichen Deutschland und erinnerten uns an die sonnigen und warmen Tage auf Sal. Diese Erinnerung ließ den Wunsch immer stärker werden, dass Herr Lamberts doch recht behalten möge und unsere Wohnung doch schon im Sommer 2002 fertig wird.

Dieser Wunsch trieb mich an, die Ausstattungsgegenstände für Küche, Bad und Schlafzimmer baldmöglichst zu besorgen. Ich erstellte eine lange Liste von der Angel über den Fischtopf bis zum Zahnstocher und kaufte alles ein - außerhalb des Budgets, um Luft für das Auto zu schaffen.

Wir packten Bettwäsche, Handtücher, eine komplette Küchenausrüstung, Schnorchelausstattungen (die hatten uns unsere Söhne zu Weihnachten geschenkt, daran hatte ich selbst gar nicht gedacht), und was man sonst alles in einem vollständigen Haushalt braucht, in Umzugskartons. Auch ein paar Bücher durften natürlich nicht fehlen, die ich schon immer noch einmal lesen wollte.

Auch hier muss ich eine kleine Anekdote einflechten:

Meine Frau und ich sind seit über 30 Jahren verheiratet und führen so lange auch einen eigenen Haushalt. Nachdem wir die Umzugskartons gepackt hatten, meinte meine Mutter zweifelnd, ob wir denn auch an alles gedacht hätten: "Wißt Ihr denn überhaupt, was alles zu einem eigenen Haushalt gehört?"

Man bleibt halt Kind - egal wie alt man ist.

Herr Lamberts hatte schon im November 2001 angeboten, unser Umzugsgut dem nächsten Container-Transport von Deutschland nach Sal mitzugeben. Nun erfuhren wir von ihm, dass der nächste Transport für Mai 2002 geplant war. Da traf es sich gut, dass wir die Umzugskartons schon gepackt hatten.

Leider aber hatten wir immer noch keine Aufenthaltsgenehmigung, die Voraussetzung für die Einfuhr dieser Kartons auf den Kapverden ist. Wir hofften, dass sie bis Mai 2002 doch vorliegt, denn meine Nachfrage bei der kapverdischen Botschaft in Berlin ergab, dass unser Antrag auf den Kapverden gerade bearbeitet würde.

Wenn unsere Aufenthaltsgenehmigungen nämlich im Mai 2002 vorlägen, könnten unsere Kartons auf die Reise gehen, wir selbst könnten im Juni oder Juli 2002 auch nach Sal reisen, die Kartons und die Möbel dort in Empfang nehmen und - wenn Herr Lamberts recht behielte, was wir inständig wünschten - unsere dann fertige Wohnung einrichten. Wir würden in diesem Fall über Lissabon fliegen, dort ein Auto kaufen und nach Sal verschiffen und solange dort bleiben, bis auch das Auto ankommt. Urlaub genug hätte ich noch aus dem Vorjahr.

Wir hofften sehr, diese geniale Planung in die Tat umsetzen zu können.

Mai 2002

Beide Voraussetzungen für die Umsetzung unseres Planes waren nicht erfüllt: die Wohnung wird im Sommer 2002 nicht fertig werden und die Aufenthaltsgenehmigungen waren noch nicht da.

Damit fiel der Sommer-Urlaub auf Sal ins Wasser und die Umzugskartons blieben weiter gepackt im Keller stehen. Meinen Resturlaub von 5 Wochen aus dem Vorjahr musste ich bis Ende September also anderweitig verplanen.

Auch um ein Auto brauchte ich mich vorerst nicht zu kümmern. Alles weitere hing jetzt von unseren Aufenthaltsgenehmigungen ab.

Wenn die Wohnung termingerecht im November / Dezember 2002 fertig würde, müssten Umzugsgut und Möbel mit dem nächsten Transport im September 2002 mitgehen, damit die Wohnung unmittelbar nach Fertigstellung auch eingerichtet und bezogen werden könnte. Das würde voraussetzen, dass unsere Aufenthaltsgenehmigungen spätestens Mitte August vorliegen müssten.

Also hieß es jetzt: Warten auf August.

Der innere Drang, möglichst bald schon längere Zeitabschnitte in der Sonne und Wärme verbringen zu können, veranlasste mich, Altersteilzeit beim Arbeitgeber zu beantragen. Diesem Antrag wurde auch entsprochen. Ab spätestens Juni 2006 werde ich Dauer-Urlaub haben. Was so eine Wohnung alles bewirken kann!

Juli und August 2002

Während der vergangenen Monate hatten wir häufigen Kontakt mit Herrn Lamberts per Email, wenn er auf Sal war, oder per Telefon, wenn er sich in Deutschland aufhielt. Gelegentlich erhielten wir per Email auch Bilder zum Baufortschritt. Von einer Fertigstellung der Wohnung im Sommer 2002 war seit längerer Zeit keine Rede mehr.

Im Juli 2002 war endlich der Rohbau (fast) fertig. Damit wurde die nächste Zahlung fällig.

Auf den Bildern erkannte ich allerdings, dass das Bauwerk nicht den Grundrisszeichnungen entsprach. Außerdem fehlte das gewünschte zusätzliche seitliche Fenster.

Ich verzichtete auf das Fenster zunächst, das brachte weitere Budget-Luft für das Auto, bat Herrn Lamberts aber um Aufklärung hinsichtlich der neuen Innenaufteilung der Wohnung.

Herr Lamberts war im August 2002 zurück in Deutschland und schickte mir die aktuellen Baupläne zu. Die neue Aufteilung der Wohnung war sicherlich besser, warf aber Probleme auf: Die bestellte und bereits auf See schwimmende Küche würde nicht mehr richtig passen und das vergessene Zusatzfenster würde jetzt optisch noch besser wirken.

Wir hielten eine Telefon-Konferenz mit folgendem Ergebnis ab: Ein raumhohes Fenster zwischen Wohn- und Essbereich gegenüber der Innentreppe zum oberen Schlafzimmer und zur Dachterrasse soll jetzt doch eingebaut werden und die Küche soll - so weit sie passt - aufgestellt werden. Ein schmaleres Schrankelement wird später nachgeliefert. Und ich bestellte noch ein paar Möbel nach.

Außerdem lassen wir das Dach etwas weiter über die Dachterrasse ziehen und von unten vertäfeln. Damit erübrigt sich eine Markise zur Beschattung.

Diese neuen Sonderwünsche führten natürlich zu einer weiteren Erhöhung des Budgets nach der Devise "... das macht die Sau nun auch nicht mehr fett."

Und wir warteten weiter auf Post aus Berlin von der kapverdischen Botschaft. Allmählich wurde die Zeit knapp, dem September-Transport unser Umzugsgut noch mitgeben zu können.

26. August bis 6. September 2002

In der letzten August-Woche 2002, fast ein Jahr nach Antragstellung, erhielten wir endlich ohne weitere Rückfragen die Genehmigungen für unseren permanenten Aufenthalt auf den Kapverden.

Und nun brach Hektik aus, denn jetzt musste alles Schlag auf Schlag gehen, da der Container-Transport am 10. September Giessen in Richtung Sal verlassen sollte und das gesamte Umzugsgut einschließlich Transport-Papieren und Ausfuhr- und Einfuhrgenehmigungen bis 6. September in Giessen sein musste.

Ich hatte vor, die seit 9 Monaten reisefertigen Umzugskartons mit einem Miet-Transporter in der ersten September-Woche nach Giessen zur Spedition zu fahren, die den weiteren Transport nach Sal ausführen würde.

Gleichzeitig suchte ich im Internet nach einem geländegängigen Fahrzeug, nachdem Herr Lamberts mir wegen der sehr holprigen Pisten auf Sal von einem Suzuki Jimny abgeraten hatte und meine Kontaktversuche zu einem Lissabonner Auto-Händler ohne Resonanz blieben.

Bei einem Kauf in Deutschland wollte ich das Fahrzeug mit meinem Sohn nach Lissabon fahren und von dort aus per Decktransport nach Sal verschiffen lassen. Ich fand auch bald einen (guten gebrauchten) Toyota RAV 4, sogar in der Nähe von Giessen, so dass ich den Miet-Transporter nach Ablieferung der Umzugskartons bei der Vermietungsfirma hätte abgeben und mit dem Toyota anschließend wieder nach Hause hätte zurückfahren können.

Bei der Internetsuche stieß ich zufällig aber auch auf VW-Buggys, die in den 70'er und 80'er Jahren als Strand- und Fun-Fahrzeuge gebaut wurden, und an die ich bisher gar nicht gedacht hatte. Ein solches Auto wäre für die Sonneninsel Sal geradezu ideal. Nur der Transport dorthin wäre problematisch, da eine Fahrt mit einem solchen Auto bis nach Lissabon undenkbar ist.

Ohne aber die Transportproblematik weiter zu durchdenken, verzichtete ich auf den Toyota und kaufte kurzentschlossen am 29. August einen sehr schönen metallic-blauen, sehr gut erhaltenen und technisch einwandfreien Buggy in der Nähe von Traunstein nach Besichtigung und kurzer Probefahrt. Der Buggy sollte am nächsten Tag geliefert werden.

Ich informierte Herrn Lamberts, der mir zu einem Container-Transport des Buggys ab Giessen riet, da es ab Deutschland keine Decktransporte von PKW's gibt. Dies sollte sage und schreibe 3.500 Euro kosten. Ich war perplex und bat um Bedenkzeit. Aber welche Alternative hatte ich? Eine Fahrt mit dem Buggy nach Lissabon? Nein, das war mir zu riskant.

Also stimmte ich schließlich dem Transport des Buggys im Container zu. Der Buggy und sein Transport waren immer noch billiger der Kauf eines neuen Suzuki Jimny in Lissabon.

Am 30. August wurde der Buggy (einschließlich Ersatzmotor) angeliefert. Meine Familie war hellauf begeistert. Selbst meine Frau, für die das Hinein- und Herausklettern zunächst gewöhnungsbedürftig war, fand ihn toll. Wir nutzten das schöne Wochenende für ein paar sonnige und in unserem kleinen Wohnort Aufsehen erregende Fahrten.

Ich brachte ihn am nächsten Montag zu einer gründlichen Prüfung in eine Werkstatt, um sicher zu sein, ein technisch einwandfreies Fahrzeug nach Sal zu exportieren. Es stellte sich heraus, dass nach dem Austausch eines Lenkungsdämpfers das Auto in bester Ordnung war.

Mein Sohn Alexander brachte die Mehrzahl der Umzugskartons am 3. September zur Spedition nach Giessen. Die zwei restlichen Kartons wollte ich im Buggy mitnehmen.

An einem sonnigen 6. September fuhr ich dann den Buggy ohne Dach (und ohne Ersatzmotor) von Reichertshofen nach Giessen - unterwegs vielfach bestaunt - und lieferte ihn bei der Spedition ab und Herrn Lamberts übergab ich die Schlüssel und die KFZ-Papiere. Auf Wiedersehen Buggy in Sal - du bist ein tolles Auto.

Wie ich den Ersatzmotor des Buggy nach Sal bringe, weiß ich noch nicht. Aber eine Lösung muss mir bald einfallen.

Parallel zu dieser Autokauf- und Transport-Aktion mußten natürlich alle Papiere für den Transport und die steuerfreie Einfuhr aller Güter wie Auto, Möbel, Umzugskartons usw. beigebracht werden. Selbst die Führerscheine derjenigen, die das Auto auf Sal fahren dürfen, mußten kopiert und beglaubigt werden.

In diesen zwei Wochen vom 26. August bis zum 6. September war ich vollauf beschäftigt mit Beschaffen, Kopieren und Beglaubigen von allen möglichen Unterlagen, Absenden zur Botschaft und zur Spedition, mit Fahrten des Buggy zur Werkstatt und zur Spedition, mit Abliefern der Umzugskartons usw. Aber wir hatten alles termingerecht geschafft.

An dieser Stelle bedanken wir uns noch einmal ganz herzlich bei Herrn Lamberts und seiner Frau, die uns bei der Bewältigung dieser Aufgaben entscheidend geholfen haben. Ohne sie hätten wir es nicht geschafft.

September / Oktober 2002

Nun konnten wir ganz entspannt und gelassen auf die Fertigstellung der Wohnung, die Ankunft der Möbel und des Autos und des anderen Umzugsgutes auf Sal warten.

Offen war nun noch, ob wir in Murdeira eine Garage für den Buggy finden, denn der kann ja nicht immer draußen stehen, wenn niemand aus der Familie auf Sal ist. Hierum wollte sich Herr Lamberts kümmern, wenn er zurück auf Sal ist.

Da wir mit der Wohnungsübergabe im Dezember rechneten, dachten wir jetzt darüber nach, was wir möglicherweise vergessen hatten, in die Umzugskartons zu packen und folglich im Dezember im Reisegepäck würden mitnehmen müssen und was wir vor Ort auf Sal besorgen bzw. erledigen müssen.

17. Oktober bis 26. Oktober 2002

Unsere besinnliche Vorfreude auf unsere Wohnung wurde durch ein email von Herrn Lamberts jäh zerstört: Er teilte uns mit, dass unsere Container in Rotterdam bzw. in Lissabon gerichtlich beschlagnahmt worden seien, da die Reederei, der sie kurz zuvor von der Spedition Schenker übergeben worden waren, Konkurs angemeldet hatte. Nach internationalem Seerecht gehörten sie samt Inhalt zur Konkursmasse der Reederei.

Peng - diese Nachricht traf uns sehr, da alles, was wir liebevoll ausgesucht, gekauft und verpackt hatten, verloren schien.

Aufregende Tage brachen über uns herein. Rechtsanwälte der Spedition, Herrn Lamberts und anderer betroffener Personen versuchten, die Container "frei zu kaufen".

Die Woche des Wartens auf das Ergebnis dieser Bemühungen zerrte an den Nerven. Schließlich erhielten wir am 26. Oktober die Nachricht, dass die Container samt Inhalt zurück in Deutschland seien, ihr Inhalt in die Container einer anderen Reederei umgeladen würden und sie erneut nach Sal transportiert werden würden.

Wir waren natürlich sehr erleichtert, dass unser Hab und Gut gerettet war. Wer aber trägt die zusätzlich entstandenen Kosten? Die Verhandlungen hierüber finden mit der Spedition im Dezember statt.

1. Dezember 2002

Herr Lamberts teilte uns mit, dass die Container in Sal eingetroffen seien - ein Felsbrocken fiel von uns ab. Und er teilte uns auch mit, dass die Wohnung bis auf Fenster und Türen fertig sei und im Februar 2003 übergeben werden kann. Er versprach, vor seinem Rückflug nach Deutschland am 14. Dezember noch einmal aktuelle Bilder der Wohnung zu senden.

Na endlich ein planbarer Termin!

Wir freuten uns und begannen mit der weiteren Planung für eine Reise nach Sal im Februar 2003. Als Termin sahen wir den 10.02.03 (Hinflug) - 04.03.03 Rückflug) vor.

Wir informierten meine Mutter, die wir auf diese Reise - ihre erste Flugreise - mitnehmen wollten. Weihnachten 2001 hatten wir ihr zusammen mit meinem Bruder einen Gutschein über ein halbes Flugticket nach Sal geschenkt. Ihre größte Sorge war, dass die Wohnung keine Heizung hat und sie bei einem plötzlichen Wintereinbruch frieren müsse.

Wir stellten eine Liste zusammen, in der wir alles aufführten, was wir im Gepäck noch mitnehmen müssen, was wir in Sal noch kaufen müssen und was alles in Sal zu erledigen ist.

Die drei Wochen Aufenthalt werden ziemlich ausgefüllt sein vor allem mit organisatorischen Aufgaben, von der Kontoeröffnung bis zur Zulassung des Buggys, von der Grundbucheintragung bis zur Beauftragung eines Pflege- und Betreuungsdienst für die Wohnung, usw ...

Januar und Februar 2003

Wir begannen mit den Reisevorbereitungen, zumal wir diese Bilder erhielten.

Wann immer wir in einem Geschäft etwas sahen, was wir für die Wohnung brauchen konnten und noch nicht in früheren Kartons verschifft war, kauften wir es ein: Nähetui, Erste Hilfe Kasten, Kartenspiel, Vorratsbehälter, ...

Bei eBay ersteigerte ich einen Werkzeugkoffer und einen Staubsauger.

Wir suchten im Internet nach preiswerten Flugterminen. Ich informierte meine Mutter, dass ihre erste Flugreise nun bald bevorstünde.

Schließlich kündigte ich Herrn Lamberts unsere Anreise für Anfang Februar an. Leider erhielt ich von ihm kein grünes Licht: Unsere Wohnung könne vielleicht zwar fertig werden, aber alle Elektrogeräte unserer Küche seien während des Transportes aus dem Container gestohlen worden und Ersatz sei bis Februar sicher nicht eingetroffen.

Unsere Freude schlug in große Enttäuschung um und ich beschwerte mich heftig, was leider zu einer vorübergehenden Verstimmung zwischen Herrn Lamberts und mir führte.

Nach einem Telefongespräch konnten die Unstimmigkeiten glücklicherweise aber wieder ausgeräumt werden.

Er wollte für Ersatz der Geräte dadurch sorgen, dass sie aus einer anderen Wohnung, die erst zu einem späteren Zeitpunkt bezogen werden sollte, ausgebaut und bei uns eingebaut werden. Außerdem war er zuversichtlich, dass wir zu Ostern einziehen könnten.

Jetzt kam es aber darauf an, für die Osterferien noch preiswerte Flüge zu finden.

März 2003

Die Flugsuche war ziemlich schwierig, da es uns Deutschen offensichtlich doch nicht so schlecht geht, denn Last-Minute-Plätze gab es keine, weil die Maschinen gut ausgebucht waren.

Schließlich fand ich am 31. März kurzfristig doch noch drei Plätze zu halbwegs vertretbaren Preisen bei TACV ab München am 5. April, mit Rückflug am 25. April.

Nun musste alles wieder schnell gehen: Visum für meine Mutter beantragen, Urlaubspläne abstimmen, und die Abholung meiner Mutter im Siegerland organisieren, sowie alle erforderlichen Unterlagen zusammensuchen und die eingekauften Gegenstände einpacken.

Herr Lamberts war überrascht, dass wir doch schon so früh im April kommen würden, und meinte, dass zu diesem Zeitpunkt möglicherweise noch nicht alles perfekt sei, was die Wohnung beträfe. Aber das war uns jetzt auch egal.

Samstag, 5. April 2003, bis Freitag, 25. April 2003

Alex brachte uns am 5. April zum Flughafen und will uns später auch wieder abholen. Der Abflug erfolgte natürlich verspätet. Es war ein ruhiger Flug. Erstaunlicherweise verhielt sich meine Mutter auf ihrem ersten Flug wie ein Profi.

Nach der Ankunft in Sal fuhren wir voller Anspannung mit einem Taxi nach Murdeira, denn wir wußten nicht, was uns erwartete.

Herr Lamberts holte uns an der Rezeption der Wohnanlage ab und gegen 18 Uhr betraten wir unsere Wohnung. Endlich!

Die umliegenden und anliegenden Wohnungen waren noch Baustellen und weit davon entfernt, fertig zu sein. Die Außenanlagen waren auch noch nicht fertig, an ihrer Stelle lag Bauschutt.

An unserer Küche wurde noch gearbeitet, die Innentüren hatten keine Klinken und Schlösser, das große Esszimmerfenster hatte kein Schloss, die Innentreppe zum 2. OG war noch nicht gestrichen, der Einbauschrank im oberen Schlafzimmer fehlte, alle Möbel außer dem Fernseher waren aufgestellt und unsere Umzugskartons standen auch da.

Auch wenn tatsächlich nicht alles perfekt war, wir waren glücklich und packten, nachdem die Küchenarbeiten beendet waren, unsere Koffer und die Umzugskartons aus.

Wir stellten aber schnell fest, dass einer der sieben Umzugskartons fehlte. Darin waren ein Teil Bettwäsche und Handtücher, Küchengeräte (Kaffeemaschine, Wasserkocher), Wolldecken, Teile des Ess- und Kaffeservice und einiges mehr, vor allem auch Klopapier. Das zumindest konnten wir an diesem Abend noch beschaffen.

Eine erste Bilanz zeigte uns, was wir in der Wohnung sonst noch alles dringend brauchten: Spiegel und Duschtüren in den Badezimmern, Gardinen, Wandsafe, Balkon- und Terrassenmöbel, Türdichtungen für die Außentüren, Schlafzimmerschrank, zwei weitere Kommoden, Bilder, Kleiderhaken, Garderobe, Putzeimer, Besen, Schrubber, Abfalleimer, Schüsseln, ...

Um wenigstens einen Teil der benötigten Gegenstände besorgen zu können, war die Zulassung des Buggy die dringlichste Aufgabe der kommenden Woche, damit ich nach Espargos zum Einkaufen fahren konnte.

Und gut, dass wir genügend Bargeld mitgenommen hatten.

Die Zulassung des Buggy war ein bürokratisches Problem, das ich ohne die Hilfe Herrn Lamberts nicht hätte meistern können. Zwar war die Nummer schon zugeteilt, aber es mußten unter Einschaltung eines Rechtsanwaltes und eines Notars ein Versicherungsvertrag abgeschlossen werden, vorläufige Fahrzeugpapiere erstellt werden, die endgültigen Fahrzeugpapiere beantragt werden, die Straßennutzungsgebühr entrichtet werden und die Nummernschilder besorgt werden.

Letzteres hätte sehr lange gedauert, da sie auf einer anderen Insel gefertigt werden, und wäre sehr teuer geworden. Deshalb habe ich Schilder auf Pappdeckel gemalt und lasse die richtigen Schilder in Deutschland anfertigen.

Nachdem der Buggy einsatzbereit war, konnten wir auf Einkaufstour gehen und einen Teil der für die Wohnung benötigten Gegenstände besorgen.

In der ersten und letzten Woche unseres Urlaubs in Murdeira gingen die Handwerker in unserer Wohnung ein und aus. An einem Tag waren gleichzeitig 12 Handwerker in der Wohnung tätig!

Die Treppe wurde geschmirgelt und gestrichen, die Türen wurden überarbeitet und mit Klinken und Schlössern versehen, neue Steckdosen wurden verlegt, das Esszimmerfenster wurde fertig eingebaut, Duschtüren und Seifenschalen wurden angebracht, Fernseher und Balkonmöbel wurden angeliefert, Sockelleisten in der Küche eingebaut, der Maler kam noch mal zu Reparaturarbeiten, der Schrank fürs Schlafzimmer wurde geliefert, gestrichen und eingebaut.

Der Bauschutt verschwand und die Außenanlagen nahmen Gestalt an. Die Wege wurden gepflastert.

Wir denken, Ende Juni 2003 wird tatsächlich alles einschließlich der Außenanlagen fertig sein.

Ich brachte Kleiderhaken, Gardinenstangen und die Badezimmer-Spiegel an und baute den Wandtresor ein und bestellte weitere Möbel.

Trotz allem blieb uns auch noch Zeit zu schwimmen, zu schnorcheln, zu lesen, zu spielen, nach Santa Maria zu fahren, um Eiskaffee zu trinken, ein Bank-Konto zu eröffnen und organisatorische Dinge, wie die Reinigung der Wohnung in unserer Abwesenheit, zu regeln.

Wir haben es allerdings in den drei Wochen nicht geschafft, einen Notartermin für die Eigentumsübertragung und Grundbucheintragung wahrzunehmen. Dafür haben wir eine Vollmacht hinterlassen, die wir handschriftlich in portugiesisch unter Aufsicht eines Notars "malen" mußten.

Eine Arbeit für unseren nächsten Aufenthalt steht heute schon an: Die schönen Mahagoni-Innentüren kann ich alle wieder abbeizen, da die Maler sie zu unserem Grausen alle weiß lackiert haben.

Heimgekehrt sind wir am 25. April mit einer 25 Punkte umfassenden Liste von Gegenständen, die in Deutschland zu besorgen sind: vom Ausgußsieb bis zum Zollstock, Gardinen und Bilder, Nummernschilder, Waschmaschine, Tankschloss, ...

Mai 2003

Meine Frau zeigt jetzt schon - knapp drei Wochen nach unserer Rückkehr - die ersten Heimweh-Gefühle nach Sal, nach den wunderschönen Sonnenuntergängen bei einem Glas Wein auf unserer Dachterrasse, nach dem angenehmen Klima, dem warmen Wasser, den friedvollen Abenden, und ...

Ob wir allerdings in diesem Jahr vor November noch einmal hinfliegen werden, ist ungewiß und eher unwahrscheinlich. Wir haben jedenfalls begonnen, den nächsten Umzugskarton mit den Teilen zu füllen, die wir in Sal auf unsere Einkaufsliste gesetzt hatten.

Auch wenn nicht alles perfekt war, so waren wir doch froh, genau zu diesem Zeitpunkt in Sal gewesen zu sein.

Wir haben die Arbeitsmentalität kennen gelernt und die Arbeitsmittel gesehen und verstehen nun sehr gut, warum Herr Lamberts partout keine fixen Fertigstellungstermine nennen konnte.

Wer sich auf ein ähnliches Abenteuer wie wir einlassen will, sollte viel Geduld, Gelassenheit und Toleranz mitbringen, um nicht zu verzweifeln.

Und vergessen Sie den deutschen Perfektionismus und die preußische Pünktlichkeit - auch wenn Sie nur zum Urlaub auf die kapverdischen Inseln reisen.

August 2003

Endlich erhielten wir auch die notariell beglaubigte Grundbuch-Eintragung, dass wir nunmehr Eigentümer unserer Wohnung auf Sal sind. Damit ist auch diese Ungewissheit beendet.

Außerdem konnte ich eine Garage für den Buggy anmieten, da er doch unter der salzhaltigen Meeresluft arg zu leiden schien.

Wir entschlossen uns, im September doch noch einmal in diesem Jahr für 2 Wochen nach Sal zu reisen, um die Wohnung fertig einzurichten, Gardinen und Bilder aufzuhängen, Fliegengitter anzubringen, die Türen abzudichten, den Buggy zu "restaurieren" und um uns ganz einfach auch noch mal zu erholen und Wärme für den bevorstehenden Winter zu tanken.

So buchten wir für Mitte September Flüge ab Frankfurt.

16. September 2003 - 1. Oktober 2003

Natürlich hatten wir wieder jede Menge Gepäck - 45 kg zu viel. Nun weiß ich auch, dass die Übergepäckkosten ziemlich hoch sind und künftig möglichst vermieden werden müssen. Gardinen, Sitzpolster, Fliegengitter, Stehlampe, Bilder und Rahmen, Nummernschilder, Werkzeuge, Türabdichtungen, Lebensmittel, Haushaltsgeräte, Abdeckplane fürs Auto ... machen schon ein erhebliches Gewicht.

Bei der Einreise mussten wir natürlich den großen Karton beim Zoll auspacken - Gottlob blieb alles ohne Beanstandungen, da wir nachweisen konnten, dass alles für den eigenen Bedarf und die eigene Wohnung war.

Mit der Taxe ging's dann nach Murdeira zur Wohnung, sie war für unsere Ankunft bestens vorbereitet, das Hausmädchen hatte sogar schon die Betten bezogen. Die Innentreppe war gestrichen, nur Fernseher und Telefon waren noch immer nicht angeschlossen. Das war uns aber erst einmal egal. Außerdem war das ganze Haus von außen noch mal gestrichen worden und die Pflanzkästen vor der Wohnung waren ausgehoben und ummauert worden.

Wenn dann endlich die Pflanzen drin sind, wird das sehr hübsch aussehen. Sogar der Handlauf am Treppenaufgang war jetzt fertig.

Wasser- und Stromzähler gab es auch noch keine. Auch das bedauerten wir nicht, weil folglich keine Kosten anfallen konnten.

Die Gardinen hingen am übernächsten Tag, ebenso die Bilder. Das war ohne Wasserwaage alles gar nicht so einfach. Die notwendige Bohrmaschine lieh mir ein Nachbar aus. Auch die Fliegengitter und Türabdichtungen waren schnell angebracht.

Zum Einkaufen musste der Buggy in Betrieb gesetzt und gereinigt werden. Das ging auch verhältnismäßig schnell. Da er von Mai bis September draußen gestanden war, sah er doch ziemlich verschmutzt aus. Außerdem hatte sich durch die Hitze die Innenverkleidung gelöst. Beim nächsten Aufenthalt werde ich die erneuern müssen.

Nach einigen Tagen sprang der Buggy plötzlich nicht mehr an. Nachdem alles versucht war, kam ich endlich auf die Idee, die Zündkerzen zu reinigen. Von da an waren die Startprobleme weg.

Dafür machte er dann plötzlich überaus hässliche Geräusche an der Hinterachse: An einem Rad war ein Befestigungssplint ausgebrochen, so dass dieses Rad keinen Antrieb mehr hatte. Also hieß es, eine Werkstatt finden und aufsuchen. Nachdem ich an der Rezeption mein Leid geklagt hatte, fuhr ein Mitarbeiter der Rezeption mit mir nach Espargos, wo der Buggy in der "Werkstatt" eines seiner Bekannten bis zum Nachmittag repariert werden sollte. Am Nachmittag wollte ich den reparierten Buggy abholen, aber der stand immer noch unrepariert an Ort und Stelle. Und es war weit und breit niemand zu sehen. Langsam stieg Panik in mir hoch: Den Schlüssel hatte ich ja abgegeben, der Buggy stand offen und hätte über Nacht keinesfalls dort so verbleiben können. Schließlich fand ich ein Taxi, dessen Fahrer den Besitzer der Werkstatt kannte und der mich zu dessen Wohnung fuhr. Nun verflüchtigte sich die aufkeimende Panik, als der Werkstattbesitzer mit mir zur Werkstatt ging und die Reparatur in wenigen Minuten vollzog.

Die Werkstatt war einfach ein Teil der Strasse, dafür war die Reparatur auch schnell und billig. Diese Werkstatt muss ich mir merken. Allerdings bleibe ich das nächste Mal so lange dabei, bis das Auto fertig ist.

Eines Tages zog sich innerhalb weniger Minuten der Himmel zu und ein tropischer Regenguss ging mit heftigem Sturm nieder. Gut, dass wir nicht unterwegs, sondern in der Wohnung waren, denn die Fenster waren undicht. Jeder von uns wischte, wrang und trocknete mit Hand- und Badetüchern jeweils einen halben Eimer Wasser auf. Damit war klar, dass die Fenster noch mal abgedichtet werden mussten. Trotz mehrfacher Aufforderung geschah dies natürlich wieder mal erst am letzten Tag vor unserer Abreise. Ja, ja, die Arbeitsmentalität. Und ob die Fenster nun auch tatsächlich dicht sind, wird sich erst beim nächsten Regenguss herausstellen.

Und Telefon und Fernseher, sowie Wasser- und Stromzähler waren bei unserer Abreise natürlich auch noch nicht angeschlossen. Das haben wir aber auch nicht sonderlich vermisst.

Zudem hatte der Sturm einen - relativ unwichtigen - Dachziegel losgerissen, der auf den Balkon donnerte. Ich bin gespannt, ob der bei unserer nächsten Ankunft schon ersetzt sein wird. Der Ziegel hatte natürlich die Wäscheleine beschädigt, so dass ich die schließlich auch noch neu befestigen musste. Der Regenguss bewies aber auch, dass Dachrinnen tatsächlich überflüssig sind. Das Wasser lief von Balkon und Terrasse nämlich schön ab und plätscherte auch nirgendwo an unsere schöne und neu gestrichene Hauswand.

Viele weitere kleinere Erledigungen neben den regelmäßigen Einkäufen waren zudem erforderlich: Bank-Card holen, Garage reinigen, Auto-Versicherung verlängern, Wäsche reinigen lassen, Farbflecken an Fenstern und Türen und auf dem Boden entfernen, ...

Wir hoffen, dass der Supermarkt in der Anlage bald in Betrieb genommen werden kann, um die Zahl der Einkaufsfahrten nach Espargos zu vermindern.

Trotz der Arbeit in und an der Wohnung und der Renovierungsarbeiten am Buggy hatten wir genug Zeit zum Schwimmen, Schnorcheln, Lesen und Sonnenbaden. Es war wieder mal ein sehr schöner und erholsamer, leider nur zu kurzer Urlaub. Und wir haben schon wieder eine Liste mit nach Deutschland genommen, die aufzählt, was beim nächsten Mal alles mitzubringen ist.

Oktober 2003 - Dezember 2004

Der Rest der Geschichte ist nun schnell erzählt.

Leider konnten wir erst im August 2004 wieder nach Sal reisen, diesmal aber für drei Wochen, die uns sehr gut taten.

Zu erledigen gab es auch nicht mehr viel, außer zwei weitere Kommoden aufzustellen, die in der Zwischenzeit eingetroffen waren, eine Waschmaschine zu besorgen und anzuschließen und Rolläden in Deutschland zu bestellen, um die Fenster endlich wasserdicht zu machen.

Der Platz vor der Wohnung war nun auch bepflanzt worden mit Akazien, Palmen und blühenden Büschen. Das wird bald hübsch aussehen, wenn die Pflanzen etwas größer geworden sind.

Natürlich brachten wir wieder eine Einkaufsliste mit zurück nach Deutschland, die Ersatzteile für den Buggy, einen Kleiderschrank für das untere Schlafzimmer, Ersatzgeschirr (für das verloren gegangene), und verschiedene kleinere Teile umfasste.

Im Dezember 2004 flogen wir erneut für drei Wochen nach Murdeira in unsere Wohnung.

Die Rolläden waren zwischenzeitlich angekommen und einer ist mittlerweile auch montiert, für die Anbringung der anderen muss erst noch ein Baugerüst aufgestellt werden. Das soll im Januar 2005 geschehen.

Und die neuerliche Besorgungsliste für unsere nächste Reise (geplant Mai/Juni 2005) ist jetzt endlich sehr kurz geworden. Noch mal eine Gardine für das große Eßzimmerfenster und - wie immer - ein paar weitere Bücher für den ständigen Ausbau unserer "Kleinbibliothek" (umfasst zur Zeit schon 30 Bücher).

Mit der nächsten Reise dürfte das "Projekt Sal" dann wohl glücklich abgeschlossen sein.


Wir danken Herrn und Frau Lamberts sehr für ihre Hilfe und Unterstützung, ohne die wir das ganze Projekt wohl nicht bewältigt hätten. Wir danken auch Maren und Georg Kosorus, die uns ebenfalls sehr geholfen haben, unsere Wohnung einzurichten, in Betrieb zu nehmen und in Betrieb zu halten.

Langenbruck, 31. Dezember 2004 · Klaus und Dorothee Jung


Diese Geschichte drucken